Biolandhof Fischer: Mensch, Natur und nachhaltiges Wirtschaften im Nationalpark Wattenmeer
27476 Cuxhaven
Die routinemäßige Enthornung von Milchkühen ist laut EU-Öko-Verordnungen nicht mehr ohne weiteres möglich. Daher besteht Bedarf an Stallkonzepten, die für behornte Milchkühe geeignet sind. In diesem Projekt wurden gemeinsam mit Experten taugliche Modelle für behornte Milchkühe im Laufstall entwickelt und der jeweilige Investitionsbedarf ermittelt. Dargestellt werden ein Zweiflächenbuchtmodell und fünf Liegeboxenlaufstall-modelle mit unterschiedlichen Bestandsgrößen und Melktechnik.
Behornte Kühe benötigen ausreichend Stallfläche, um Verletzungen zu vermeiden. Großzügige Ausweichmöglichkeiten und eine stabile Rangordnung sind dabei wichtig. Es kann von einem um 10-20 Prozent höheren Investitionsbedarf für Ställe für behornte Milchkühe ausgegangen werden.
In der Vergangenheit waren horntragende Kühe überwiegend in Anbindehaltung anzutreffen. Diese ist nach der EU-Öko-Verordnung ab 2013 nur noch in kleinen Beständen bis zu 30 Tieren möglich. Bisherige Untersuchungen zeigten, dass das Verletzungsrisiko der horntragenden Kühe bei entsprechenden Stallanpassungen sinkt. Bei der Planung muss auf ausreichend Fläche und Ausweichmöglichkeiten geachtet werden. So kann sich eine stabile Rangordnung entwickeln und rangniedrige Tiere haben genügend Fluchtmöglichkeiten.
In den Berechnungen wurden die Investitionskosten für sechs Stallmodelle mit Bestandsgrößen von 42 bis 193 Tierplätzen ermittelt. Bei den Ställen wurde auf Rückzugsmöglichkeiten, ausreichend Fläche und eingroßzügiges Tier-/Fressplatzverhältnis geachtet.
Bei der Planung der Stallmodelle wurde berücksichtigt:
Bei kleineren Beständen (unter 100 Tiere) wurden keine Leistungsgruppen für laktierende Kühe geplant. Die leistungsbezogene Fütterung erfolgte über Kraftfutterstationen.
Bei größeren Beständen (über 100 Tiere) wurde die leistungsgerechte Fütterung über selektiv gesteuerte Tore ermöglicht.
Die Planungsdaten der Stallmodelle 3, 4, 5 und 6 (Tabelle 1) wurden mit entsprechenden Öko-Milchviehställen für hornlose Kühe verglichen. Die Ställe für behornte Tiere benötigten zwischen 30 % und 40 % mehr Platz. Grund dafür sind die Ausweichflächen und die größeren Lauf- und Fressgänge. Rangkämpfe und Verletzungen wurden so verringert. Der hohe Flächenbedarf hatte allerdings hohe Investitionskosten zur Folge. Es kann von einem um 10-20 % höheren Investitionsbedarf ausgegangen werden.
Haltungs-verfahren | Tierplätze | Investitions-bedarf insgesamt (€) | Jährliche Gebäude-kosten insgesamt €/a | Jährliche Gebäude-kosten Zinssatz 4% |
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Zweiflächenbucht, 2x3-AT | 45 | 627.023 | 58.051 | 279 |
Liegeboxen, 1x2-reihig, 2x3-AT | 42 | 606.687 | 56.520 | 289 |
Liegeboxen, 1x2-reihig, AMS | 67 | 825.827 | 77.881 | 247 |
Liegeboxen, 1x2-reihig, 2x4 AT | 69 | 862.942 | 80.277 | 250 |
Liegeboxen, 2x2-reihig, 2x4 AT | 111 | 1.075.532 | 99.433 | 194 |
Liegeboxen, 2x2-reihig, 24er- Melkkarussell | 193 | 1.835.088 | 171.614 | 190 |
AT: Auto-Tandem, AMS: Automatisches Melksystem. |
Die beteiligten Experten wiesen darauf hin, dass das Management der Tiere mindestens ebenso wichtig wie das Flächenangebot ist.
Um einen angemessenen Milchpreis für die Haltung von Kühen mit Hörnern abzuleiten, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, zum Beispiel zum Arbeitszeitbedarf. Daraus lassen sich dann Aussagen zur Wirtschaftlichkeit dieser Stallsysteme ableiten.
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V.
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Dr. Ulrike Klöble
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04/2012 – 12/2013