Vorgehensweise
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden gebeten, aus einer Liste von 82 in der Literatur beschriebenen Tierwohlindikatoren, die ihrer Einschätzung nach wichtigsten tierbezogenen Indikatoren für eine (problemorientierte) Bewertung des Tierwohls in der praktischen Milchviehhaltung auszuwählen. Diese wurden im nächsten Schritt mit Praktikerinnen und Praktikern abgestimmt, so dass die Liste zehn Indikatoren enthielt. Diese Indikatoren wurden dann zusammen mit dem gesamten Welfare Quality® Erhebungsprotokoll in 115 ökologischen sowie konventionell wirtschaftenden Milch-viehbetrieben in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern erhoben. Für die Festsetzung der Ziel- und Grenzwerte wurden im Rahmen des Projekts verschiedene Ansätze geprüft. Aus diesen Ansätzen wurden dann Ergebnisse und Empfehlungen abgeleitet.
Ergebnisse des Praxisprojekts
Die Ergebnisse bzgl. der im Projekt identifizierten Indikatoren verdeutlichten, dass auch auf den mit der Maßnahme "Förderung umwelt- und tiergerechter Haltungsverfahren" geförderten Betrieben "klassische“" Probleme der Tiergesundheit in der Milchviehhaltung auftreten. Die rein auf Ressourcen und Management ausgerichteten Vorgaben der Förderrichtlinie bzw. des Ökolandbaus sollten daher um ergebnisorientierte Komponenten ergänzt werden.
Als geeignete tierbezogene Indikatoren wurden identifiziert:
Anteil Kühe mit
- klinischer Lahmheit,
- Veränderungen am Vorderfußwurzel-/Sprunggelenk,
- zu geringer Körperkondition,
- Integumentschäden an anderen Körperregionen,
- gebrochenen Schwänzen,
- Verschmutzung,
- Milchzellgehalt > 400.000 ml-1,
- Fett-Eiweiß-Gehalt in der Milch (FEQ) ≥ 1,5 in der Frühlaktation,
- FEQ < 1,0 sowie
- Mortalität der Kühe.
Um neben der Tierwohl-Dimension Gesundheit auch Möglichkeiten zur Verhaltensausübung sowie schmerzhafte Eingriffe zu adressieren, werden Ressourcen- und Management-Vorgaben vorgeschlagen: Weidegang, Zugang zu Wasser, Tier-Liegeplatz-Verhältnis, Tier-Fressplatz-Verhältnis sowie Einsatz von Sedation, Lokalanästhesie und Schmerzmittel bei der Enthornung.
| Alle (n= 115) | Ökologische Betriebe (n= 46) | Konventionelle Betriebe (n=69) |
Kühe mit Zellgehalt > 400.000 ml (1) | 14,9 | 14,5 | 15,2 |
Kühe mit FEQ ≥1,5 in den ersten 100 Tagen (1) | 14,5 | 15,8 | 13,7 |
Anteil verschmutzter Kühe (2) | 20,1 | 27,9 | 14,9 |
Anteil unterkonditionierter Kühe (2) | 4,7 | 5,9 | 4 |
Anteil klinisch lahmer Kühe (2) | 14,7 | 11,7 | 16,7 |
Anteil Kühe mit Karpus-/ Tarsusveränderungen (2) | 7,9 | 2,9 | 11,3 |
Anteil Kühe mit Integumentschäden (2) | 10,8 | 13,2 | 9,2 |
Cow Comfort Index (3) | 79,5 | 75,4 | 82,2 |
Cow Comfort Index - (nur Liegeboxenlaufställe) (3) | 81,1 | 79,6 | 81,7 |
Mortalität Kühe (4) | 2,8 | 2 | 3,3 |
Mortalität Kälber (5) | 7,9 | 6,2 | 9,2 |
(1) auf Basis der monatlichen MLP; Kühe mit Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ) ≥ 1,5 = Anteil Kühe mit Verdacht auf Energiemangelsituation in den ersten 100 Laktationstagen. (2) auf Basis der Einzeltierbeurteilungen bei Betriebsbesuchen im Winter 2013/14. (3) Cow Comfort Index = Anteil liegender Tiere, mit min. zwei Gliedmaßen im Liegebereich. (4) Mortalitätsraten als Mittelwert der Jahre 2012-2014; Berechnung erfolgte auf Basis der HIT-Daten nach Pannwitz (2015) (n= 105 bzw. 44/61). Für den Abruf der Daten von HI-Tier lagen nicht von allen Betriebsleiter/innen Einverständniserklärungen vor, daher Stichprobenumfang für diesen Indikator n= 104. (5) Siehe (4), Für Kälber wird Mortalität ab dem 7. Lebenstag berechnet, da Eintragungen zur ersten Lebenswoche im HIT auf Grund der Vorgaben zur Dokumentation nicht belastbar sind |
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