Bier ist eines der ältesten und beliebtesten alkoholischen Getränke weltweit. Es hat nicht nur eine kulturelle und soziale Bedeutung, sondern auch einen erheblichen wirtschaftlichen Einfluss. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Biermarkt stark verändert, geprägt von neuen Trends, sich wandelnden Verbraucherpräferenzen und innovativen Brautechniken.
Bier ist fest in der deutschen Kultur verankert. Seit Jahrhunderten ist Deutschland für seine reiche Brautradition und die hohe Qualität seiner Biere bekannt. Mit über 1.500 Brauereien und einer Vielzahl von Biersorten, von Pils über Weizenbier bis hin zu regionalen Spezialitäten, spielt Bier eine zentrale Rolle in der deutschen Kultur und Wirtschaft. Der deutsche Biermarkt ist nicht nur einer der größten in Europa, sondern auch einer der vielfältigsten und innovativsten. So ergänzen auch alkoholfreie Biere, Biermischgetränke sowie auch Bio-Biere das breite Sortiment.
AMI-Umfrage: Bio-Bier auf dem deutschen Markt
Wie ist der Bio-Biermarkt aufgestellt? Wo gibt es Wachstumspotenzial? Welche Hemmnisse gibt es? Um mehr über Hintergründe, Strukturen und Rohwarenbeschaffung des Bio-Biermarktes zu erfahren, hat die AMI eine Literaturrecherche und Umfrage unter den Brauereien und Mälzereien durchgeführt. 14 Bio-Brauereien in Deutschland und vier Vermarkter von Bio-Hopfen und Bio-Braugetreide haben an der Umfrage teilgenommen.
Bio-Bier?! Wo ist der Unterschied?
Das Reinheitsgebot von 1516 ist mehr als nur eine historische Vorschrift – es ist ein Symbol für die deutsche Braukunst und Qualität. Im Gebot ist festgelegt, dass Bier nur aus Wasser, Gerstenmalz und Hopfen gebraut werden darf, um die knappen Bestände an Weizen und Roggen für das Bäckerhandwerk zu schützen. Es hat dazu beigetragen, dass deutsches Bier weltweit für seine hohe Qualität und Reinheit geschätzt wird.
Die strengen Regelungen haben sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt. Heute sind auch andere Getreidesorten wie Weizen, Roggen und Dinkel beim Brauen erlaubt. Das hat zu umfangreichen Rezepturen, Sorten und Geschmacksrichtungen geführt. Das Deutsche Reinheitsgebot ist seit 1993 im Vorläufigen Biergesetz geregelt.
Bio-Bier ist dagegen noch eine Nische. Dabei unterscheidet es sich vor allem in den Rohstoffen von den herkömmlichen Biersorten. Bio-Bier wird aus Zutaten hergestellt, die nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus angebaut werden. Das bedeutet, dass Hopfen, Gerste und andere Rohstoffe ohne chemisch-synthetische Pestizide, Herbizide oder chemisch-synthetische Stickstoffdünger angebaut werden. Auch bei der Verarbeitung und Produktion werden strenge ökologische Standards eingehalten, um die Umwelt zu schonen und die Qualität des Endprodukts zu gewährleisten. Bei Bio-Bier sind die Auflagen damit unter dem Strich strenger, obwohl Bier als solches schon als streng geschütztes Getränk gilt und daher bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern als Naturprodukt angesehen wird. Der Aspekt "Bio" ist damit anders als bei den meisten Bio-Produkten nur in wenigen Fällen für den Kauf entscheidend, so auch die einstimmige Resonanz aus der AMI-Umfrage an Bio-Brauereien.
Welche Brauereien produzieren Bio-Bier?
Laut einer interaktiven Bierkarte von "über bio" (Stand: 13. Oktober 2020) produzieren knapp 100 Brauereien in Deutschland mindestens eine Sorte Bio-Bier. Reine Bio-Brauereien dagegen gibt es deutlich weniger.
Neumarkter Lammsbräu ist eine der ältesten und bekanntesten Bio-Brauereien in Deutschland. Sie bietet eine breite Palette an Bio-Bieren an, darunter Pils, Weizen und Dunkel. Die Brauerei kommt aus der bayerischen Oberpfalz.
Das Riedenburger Brauhaus, ebenfalls aus Bayern, ist bekannt für seine Vielfalt an Bio-Bieren, darunter auch innovative Sorten wie Dinkel- und Emmerbier.
Die Brauerei Pinkus Müller aus Münster ist eine der wenigen Brauereien, die seit vielen Jahren ausschließlich Bio-Biere in Hülle und Fülle produziert.
Störtebeker ist eine renommierte Brauerei aus Stralsund. Besonders bekannt sind ihre Spezialitäten wie das Störtebeker Atlantik-Ale und das Störtebeker Roggen-Weizen.
Diese Brauereien sind nur einige Beispiele für die Vielfalt und Qualität von Bio-Bieren in Deutschland. Abseits der bekannten Bio-Brauereien gibt es vemehrt Betriebe mit großer Bekanntheit und Bedeutung in der jeweiligen Region. Jede Brauerei hat ihre eigenen Spezialitäten, Sorten und Brauverfahren, die zu einzigartigen Geschmackserlebnissen führen. In der Umfrage der AMI bei Bio-Brauereien in Deutschland vom September 2024 gaben sieben von 14 Betrieben an, 2023 zwischen 1.000 und 5.000 Hektoliter Bio-Bier produziert zu haben. Vier Betriebe brauten weniger als 500 Hektoliter, und 3 Betriebe zwischen 5.0000 und 50.000 Hektoliter.
Um Bio-Bier regional zu produzieren braucht es neben der ortsansässigen landwirtschaftlichen Produktion eine bio-zertifizierte Mälzerei und Brauerei vor Ort. Der Anbau von ökologischem Hopfen ist eine Spezialität des Südens. Dementsprechend wenige Bio-Brauereien befinden sich im Norden, und umso mehr im Süden Deutschlands. Gerade in Bayern sind die Bio-Brauereien weit verteilt. Gleiches gilt für Baden-Württemberg, Sachsen und Hessen. Dies lässt sich auch an den Bio-Brauereien festmachen, die an der AMI-Umfrage teilgenommen haben.
Text: Christine Rampold, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI)