Oekolandbau.de sprach mit Markus Schraff über Herausforderungen und Perspektiven im Bio-Kernobst-Anbau in Deutschland. Markus Schraff leitet den Bio-Vertrieb bei der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbH und steuert unter anderem die Vermarktung von Kernobst in der Bodenseeregion.
Oekolandbau.de: Welche größten Herausforderungen sehen Sie aktuell für den Bio-Kernobst-Anbau?
Schraff: Der Bio-Kernobst-Anbau steht derzeit vor einer Reihe von großen Herausforderungen, insbesondere im Bereich Witterung und Vermarktung. Durch mildere Winter und einen früheren Austrieb der Bäume ist die Gefahr von Spätfrösten im Frühjahr in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Längere Hitzeperioden können bei verschiedenen Sorten zu Hitzestress und Sonnenbrand führen, was die Qualität und Haltbarkeit einschränkt. Bei der Vermarktung von Bio-Kernobst sind sowohl die Qualitätsanforderungen des Handels für ökologische Produkte als auch der Preisdruck sowie teils auch der Angebotsdruck aus den verschiedensten Anbaugebieten Europas immer wieder präsent.
Oekolandbau.de Welche Chancen und Risiken sehen Sie für die mittel- bis langfristige Entwicklung des Bio-Kernobstmarkts in Deutschland?
Schraff: Der Klimawandel hat in den letzten zehn bis 15 Jahren bereits zu Veränderungen im Anbau geführt. Hitzetolerante Sorten sind auf dem Vormarsch und werden vermehrt gepflanzt. Im Bio-Anbau ist uns wichtig, den bereits hohen Anteil an widerstandsfähigen Sorten noch weiter auszubauen. Auch die Verfügbarkeit von Wasser und der effiziente Umgang damit wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Verschiedene nationale und internationale Projekte haben darüber hinaus das Ziel, mittelfristig neue Apfel- und Birnensorten auf den Markt zu bringen, die den Anforderungen, die uns der Klimawandel in Zukunft stellen könnte, Rechnung zu tragen.
Von technologischen Fortschritten erhoffen wir uns eine noch effizientere und präzisere Bewirtschaftung der Obstplantagen. Mit Hilfe von Sensoren können Daten über Bodenfeuchtigkeit, Gesundheit und Nährstoffgehalt festgestellt werden. Roboter können in Zukunft während der Vegetation und in der Ernte unterstützend helfen. Drohnen können mit spezieller Software frühzeitig einen Schädlingsbefall erkennen; insbesondere für die ökologische Bewirtschaftung könnte dies von großem Interesse sein.
Text und Interview: Ursula Schockemöhle, AMI