Steigende Absatzchancen für heimische Hülsenfrüchte im Bio-Handel

Steigende Absatzchancen für heimische Hülsenfrüchte im Bio-Handel

Das Angebot an heimischen Bio-Hülsenfrüchten wie Sojabohnen, Kichererbsen, Lupinen und Co. steigt zunehmend. Ihr Anbau wird bereits durch diverse Projekte gefördert, zugleich entstehen regionale Wertschöpfungsketten. Dies ermöglicht Absatzchancen für hiesige Bio-Hülsenfrüchte und -Produkte im Bio-Handel.

Mehr heimische Hülsenfrüchte auf dem Acker, im Trog und auf dem Teller – darauf zielt die Eiweißpflanzenstrategie (EPS) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ab. Bis zum Jahr 2030 sollen in Deutschland auf zehn Prozent der Ackerflächen Leguminosen in der Fruchtfolge angebaut werden. Hülsenfrüchte können nicht nur nachhaltig und klimaschonend angebaut werden, sie punkten auch hinsichtlich ihrer Inhaltstoffe und können dadurch zur Ernährungswende beitragen. Linsen, Bohnen, Erbsen, Lupinen und Co. enthalten zum einen Ballaststoffe, die zu einer lang anhaltenden Sättigung beitragen. Zum anderen weisen sie einen hohen Proteingehalt auf.

Genau das macht Hülsenfrüchte angesichts der steigenden Nachfrage nach alternativen Proteinquellen für eine pflanzenbetonte Ernährung sowohl für die Verarbeitung als auch für den Handel interessant. Derweil wird der Anbau von Bio-Hülsenfrüchten in Deutschland durch verschiedene Projekte sowie Maßnahmen gefördert und vorangetrieben. Zudem werden regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut, die die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure der Branche miteinander vernetzen.

Das bundesweite Netzwerk "LeguNet" (Leguminosen Netzwerk) setzt nach eigenen Angaben die Arbeit von drei Netzwerken zu Erbse/Bohne, Lupine und Soja fort und bündelt das Wissen rund um alle Körnerleguminosen – von Anbau/Produktion über den Absatz bis hin zur Unterstützung von Innovationen im Futter- und Lebensmittelbereich. Auch Kichererbsen und Linsen, in Deutschland noch eher selten angebaute Kulturen, sind im Netzwerk integriert.

Nur drei Projekte von vielen

Das 2023 gestartete Projekt KIWERTa hat das Ziel, eine regionale Wertschöpfungskette für Kichererbsen in Berlin und Brandenburg aufzubauen und zu etablieren – von der Erzeugung, über die Verarbeitung bis zu Handel und Gastronomie. Zudem sollen innovative Produkte und Vermarktungskonzepte entwickelt werden. Die Terra Naturkost Handels KG fungiert im Bereich Handel als Kooperationspartner des Projektes.

Die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL) entwickelt daneben gemeinsam mit Landwirtschaftsbetrieben und Partnerinnen und Partner aus Verarbeitung und Handel eine klimaschonende Wertschöpfungskette für regionale Bio-Linsen. Das Projekt "Brandenburger BioLinse" ist ebenfalls 2023 gestartet und wird vom Land Brandenburg gefördert. Projektpartner im Bereich Handel ist die Globus-Naturkost GmbH in Eberswalde.

In der Öko-Modellregion Günztal befasst sich das Forschungsprojekt "Speiseleguminosen BioBayern" der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ebenfalls mit dem Ziel, Anbau und Vermarktung von regional erzeugten Speiseleguminosen wie Linsen, Kichererbsen oder Plattbohnen zu erhöhen und Marktpotenziale zu erschließen. Im Günztal experimentieren unter anderem drei Bio-Landwirtschaftsbetriebe mit dem Anbau von Schwarzen Bohnen für die Herstellung von Tempeh.

Mehr regionale Rohware – mehr regionale (Bio-) Produkte für den Handel

Ob pflanzliche Drinks aus Erbse, Tofu, Tempeh oder Lupinenkaffee: Im Bio-Fachhandel ist bereits eine Vielzahl an unterschiedlichen Produkten aus regional erzeugten Hülsenfrüchten zu finden. Neben Bio-Pionieren wie der Taifun-Tofu GmbH, der Berief Food GmbH oder der organic veggie food GmbH (Markennamen SOTO), bringen zudem Start-ups wie die Peaceful Delicious GmbH oder die Umani Kulturgut GbR Produkte aus heimischen Bio-Hülsenfrüchten in die Ladenregale. Die Vorteile für die Unternehmen beim regionalen Bezug der Hülsenfrüchte liegen laut Thomas Schernthaner, Einkaufsleiter bei der organic veggie food GmbH, klar auf der Hand:

"Uns als familiengeführter Bio-Hersteller ist es wichtig, so nachhaltig wie möglich zu agieren. Als sich die Gelegenheit für den Bezug bayerischer Bio-Kichererbsen bot, waren wir sofort begeistert. Trotz Risiken der Verfügbarkeit, ist es für uns eine besondere Herzensangelegenheit diesen wichtigen Beitrag für die Transformation der heimischen Landwirtschaft zu leisten. Durch die verkürzten Transportwege sparen wir unnötige CO₂-Emissionen und unterstützen unsere regionalen Partnerlandwirtinnen und -landwirte durch den Bezug heimische Rohstoffe auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene."

Allerdings gibt es auch Herausforderungen beim Bezug der Rohware, wie Niklas Hase, Geschäftsführer der Umani Kulturgut GbR, berichtet: "Für uns gestaltet es sich nicht einfach, Lieferantinnen und Lieferanten für unsere Rohware zu finden. Wir benötigen geschälte Hülsenfrüchte. Tempeh wird durch Fermentation mit einem sogenannten Edelschimmel hergestellt. Die Schalen würden das Wachstum des Schimmels behindern. Unser aktueller Jahresbedarf an Hülsenfrüchten beträgt wenige Tonnen. Leider gibt es wenige Schälmühlen, die so kleine Mengen an Hülsenfrüchten schälen."

Im Zuge der Eiweißpflanzenstrategie dürfte das Angebot an regional erzeugten Hülsenfrüchten in den kommenden Jahren weiter steigen und etablierte Unternehmen wie auch Start-ups zunehmend mit hiesiger Rohware versorgen. Das eröffnet dem Absatz von heimischen Hülsenfrüchten und deren Produkten weitere Chancen im (Bio-) Handel, aber auch in Unverpackt-Läden. Zeitgleich dürfte die Nachfrage nach vegetarischen oder veganen Alternativen zu tierischen Produkte dem Absatz von Produkten aus heimischen Hülsenfrüchten positiv in die Karten spielen. Laut des aktuellen BMEL-Ernährungsreports ist die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Alternativen seit 2020 stetig gestiegen.

Interviews aus der Praxis

Text: Birgit Rogge, AMI


Letzte Aktualisierung 28.10.2024

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