Oekolandbau.de befragt Axel Wirz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim FiBL Deutschland e.V. und Projektleiter des vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat geförderten Projekts "Die wirtschaftliche Bedeutung der (Bio-) Direktvermarktung".
Oekolandbau: Was ist das Hauptziel des WiBiDi-Projekts und welche Lücke soll damit geschlossen werden?
Wirz: Hauptziel des Projektes ist es, die nationale und regionale volks- und betriebswirtschaftliche Bedeutung der Bio-Direktvermarktung in Deutschland zu erheben und in einem ersten Schritt eine Methode zu entwickeln, wie diese jährlich fortgeschrieben werden kann. Die bisherigen Ansätze in den verschiedenen nationalen und regionalen statistischen Erhebungen (zum Beispiel Agrarstrukturerhebung auf Bundes-, beziehungsweise Landesebene) sind für eine regelmäßige wirtschaftliche Darstellung diese bedeutenden landwirtschaftlichen Betriebszweig, insbesondere in der ökologischen Produktionsweise, nicht ausreichend. Damit soll der Wissensstand um diese Vermarktungsmethode insgesamt auf ein aktuelles und umfangreiches Niveau gehoben werden. Erste Ergebnisse zeigen zum Beispiel, dass etwa 40 Prozent der tierhaltenden Bio-Betriebe in der Direktvermarktung sind.
Oekolandbau: Wie profitieren Bio-Direktvermarkterinnen und -Direktvermarkter konkret von den Ergebnissen des Projekts?
Wirz: Für die Hochrechnung der wirtschaftlichen Bedeutung werden neben statistischen Daten auch eine Auswertung von 65 Bio-Direktvermarkter-Betriebe herangezogen, die wir zusätzlich in dem Analyse-Tool "KennDi" neu eingeben. Die teilnehmenden Bio-Direktvermarkter-Betriebe bekommen so eine kostenlose betriebswirtschaftliche Analyse über drei Wirtschaftsjahre und können sich mit anderen Betrieben und den entsprechenden verschiedenen Absatzwegen vergleichen. Alle Direktvermarkterinnen und -Direktvermarkter profitieren von den dann ermittelnden Faust- und Kennzahlen für ihre Absatzwege und können so ihre eigene Direktvermarktung betriebswirtschaftlich besser einordnen.
Oekolandbau: Welche Erhebungsmethoden werden eingesetzt, um die Wirtschaftlichkeit der Bio-Direktvermarktung abzubilden?
Wirz: Auf der einen Seite werten wir die Landwirtschaftszählung 2020 und die Agrarstrukturerhebung 2023 aus, da es bisher keine direkten Auswertungen und Veröffentlichungen dazu in der veröffentlichten Statistik gab. Diese Auswertung dient in erster Linie zur Feststellung der genauen Anzahl von Direktvermarktungsbetriebe in Deutschland und deren Betriebszweige. Zusätzlich haben wir eine eigene Online-Umfrage gestartet, in der wir auch Umsatzgrößen insgesamt und für einzelne Produktgruppen abgefragt haben. Plus die erfassten betriebswirtschaftlichen Zahlen aus "KennDi" schaffen wir die Grundlage für die Berechnung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bio-Direktvermarktung.
Oekolandbau: Welche ersten Erkenntnisse haben sich bereits im Projektverlauf ergeben?
Wirz: So zeigen die ersten Ergebnisse für 2023, dass wir insgesamt circa 33.000 direktvermarktende Betriebe haben, das sind etwa zwölf Prozent aller landwirtschaftliche Betriebe. Davon sind rund 7.600 Bio-Betriebe, das entspricht ungefähr 26 Prozent aller Bio-Betriebe, gegenüber circa neun Prozent der konventionellen Betriebe. Damit wird deutlich, dass die Bio-Direktvermarktung ein wichtiger Betriebszweig des Ökolandbaus ist.
Oekolandbau.de: Gibt es Pläne, die Erhebung langfristig als dauerhaftes Monitoring zu etablieren?
Wirz: Unser Ziel ist es, dass es für den Bio-Bereich ein langfristiges Monitoring sowohl was die Anzahl der direktvermarktenden Betriebe gibt als auch deren wirtschaftliche Bedeutung erfasst wird. Wir hoffen, dass diese Abfragen in die nächste ASE oder die Landwirtschaftszählung aufgenommen werden.
Autorin: Christine Rampold, AMI