Bio-Markt im Jahr 2024 wieder gewachsen

Bio-Markt im Jahr 2024 wieder gewachsen

Die Ausgaben für Bio-Lebensmittel und Bio-Getränke sind im Jahr 2024 auf knapp 17 Milliarden Euro gestiegen. Dies entspricht einem Wachstum von 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) koordinierte Arbeitskreis Biomarkt mitteilt.

Im Jahr 2024 wuchsen die Verbraucherausgaben für Bio-Lebensmittel und -Getränke um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Umsatzwachstum wurde maßgeblich durch einen Anstieg der Absatzmengen generiert. Die Datengrundlage für diese Entwicklung stammt von mehreren Marktforschungsinstituten, darunter YouGov (ehemals das Consumerpanel der Gesellschaft für Konsumforschung, GfK), NielsenIQ, bioVista, der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) und Klaus Braun Kommunikationsberatung.

Nach den erheblichen Verunsicherungen durch die hohe Inflation und Kaufkraftverluste im Jahr 2022 kehren viele Verbraucherinnen und Verbraucher wieder zu Bio-Produkten zurück. Mit dem erneuten Wachstum wurde bereits im zweiten Jahr in Folge ein deutlicher Umsatzanstieg erzielt. Besonders erfreulich: Der Bio-Markt wuchs damit spürbar stärker als die Lebensmittelpreise insgesamt. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) erhöhten sich die Preise für Nahrungsmittel in Deutschland im Jahr 2024 im Durchschnitt um 1,4 Prozent im Vergleich zu 2023.

Nachdem die Umsätze mit Bio-Produkten im ersten Jahr des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zunächst rückläufig waren, haben sich diese inzwischen deutlich erholt. Eine besonders positive Entwicklung zeigt sich bei den Bio-Verkaufsmengen, die weiter steigen. Damit basiert das Marktwachstum weniger auf Preissteigerungen – wie noch im Jahr 2023 – sondern vielmehr auf einer wachsenden Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln.

Ein Trend der vergangenen beiden Jahre setzt sich fort: Der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel (LEH) profitiert weiterhin von den veränderten Einkaufsgewohnheiten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Aufgrund der hohen Inflationsraten orientieren sich viele verstärkt an preisgünstigeren Einkaufsstätten. Besonders Discounter haben auf diese Entwicklung reagiert und ihr Bio-Sortiment ausgebaut – inklusive verstärkter Verbandszertifizierungen, die zusätzliche Sicherheit und Qualität für die Kundschaft gewährleisten.

Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) steigerte seine Bio-Umsätze 2024 um 7,9 Prozent auf 11,67 Milliarden Euro. Damit entfallen nun rund 69 Prozent des gesamten Bio-Lebensmittelmarktes auf diese Vertriebsschiene – ein Zuwachs von zwei Prozentpunkten im Vergleich zu 2023. Das Umsatzwachstum resultierte vor allem aus einer höheren Absatzmenge, da die Preise über alle Produktgruppen hinweg in dieser Einkaufsstättenkategorie weitgehend stabil blieben.

Drogeriemärkte wachsen am meisten

Erstmals kann der Arbeitskreis Biomarkt auch eine Unterteilung des Lebensmitteleinzelhandels ausweisen. Dem YouGov Consumer Panel Germany zufolge entfallen 2024 45 Prozent der Ausgaben im LEH auf die Vollsortimenter. Die Discounter stehen mit 40 Prozent an zweiter Stelle und die Drogeriemärkte halten 16 Prozent Marktanteil am Lebensmitteleinzelhandel. Mit fast 20 Prozent Wachstum weisen sie den höchsten Zuwachs unter den Einkaufsstätten auf.

Schon 2022 waren die Drogeriemärkte mit günstigen Angeboten auf dem Vormarsch, innerhalb von zwei Jahren ist ihr Umsatz um 36 Prozent gewachsen. Drogeriemärkte wie dm, Rossmann oder Müller bieten Bio-Lebensmittel oft günstiger an als klassische Supermärkte und Bio-Läden. Dies liegt an effizienteren Eigenmarken, die ohne Zwischenhändler auskommen. Die Discounter liegen mit 7,4 Prozent Zuwachs 2024 an zweiter Stelle, die Vollsortimenter unter dem Durchschnitt des LEH.

Über alle Einkaufsstätten des LEH hinweg sind die Anteile der Handelsmarken weiter gestiegen, so das NIQ Handelspanel. Auch die Bio-Herstellermarken erzielten im Jahr 2024 ein Umsatzplus, dieses war allerdings geringer als das der Handelsmarken, sodass der Anteil der Herstellermarken im LEH, Discount und Drogeriemärkten auf 34,8 Prozent sank (minus 2,2 Prozent). Somit waren die Eigenmarken des Handels mit einem Umsatzplus mit ihren Produkten von 13,5 Prozent gegenüber Vorjahr die Treiber des Bio-Umsatzwachstums im Trockensegment. Die Handelsmarken erzielen demnach einen Anteil von 65 Prozent am Umsatz verpackter Bio-Lebensmittel. Selbst ohne Discounter beträgt der Handelsmarkenanteil 47 Prozent.

Innerhalb des Bio-Sortiments gab es jedoch teils erhebliche Preisbewegungen. Während insbesondere Bio-Speiseöl und Bio-Butter deutlich teurer wurden, zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher für Bio-Trinkmilch, Bio-Rindfleisch und Bio-Käse im Durchschnitt weniger als im Vorjahr.

Im Schnitt über alle frischen Bio-Lebensmittel stiegen die Preise nach dem AMI-Frischeindex um 0,9 Prozent, während im Jahr 2023 der Preisanstieg noch im Schnitt bei über 5 Prozent lag. Für konventionelle frische Lebensmittel zahlten die Verbraucher 2024 im Schnitt etwas weniger als im Vorjahr. Mit dem Blick speziell auf frische Lebensmittel aus konventioneller Erzeugung verzeichnet der AMI-Frischeindex für das vergangene Jahr ein Minus von 0,5 Prozent. Dennoch lagen die Preise in verschiedenen Warengruppen auf einem hohen Niveau beziehungsweise zeigten die Frische-Warengruppen Kartoffeln, Margarine/Speiseöl, Rindfleisch und Obst kräftigere Preisanstiege.

Bio-Fachhandel legt wieder zu

Insgesamt verkauften die Bio-Fachhändler 2024 Lebensmittel und Getränken (ohne Non-Food-Artikel) im Wert von 3,26 Milliarden Euro. Laut Umsatzbarometer der Kommunikationsberatung Klaus Braun ist das Umsatzwachstum im Fachhandel in erster Linie auf eine steigende Zahl an Einkäufen zurückzuführen – wobei man hier nicht sagen kann, ob nun neue Kunden in die Läden kommen, oder die "Bestandskunden" öfter einkaufen. Die Bonwerte, also der durchschnittliche Betrag, den ein Kunde pro Einkauf ausgibt, stagnieren weiter. Ein Grund dafür sieht Klaus Braun auch im Bio-Fachhandel beim vermehrten Griff der Bio-Kunden zu günstigeren Handelsmarken. Auch Marktanalyst Fabian Ganz von BioVista sieht ein Wachstum der Naturkostbranche in ähnlicher Größenordnung.

Die sonstigen Einkaufsstätten – darunter Hofläden, der Online-Handel (einschließlich Lieferdienste), Wochenmärkte, Bäckereien, Metzgereien und Reformhäuser – konnten im Jahr 2024 zwar keine grundlegende Trendwende einleiten, doch das Umsatzminus von 2,5 Prozent signalisiert zumindest eine leichte Stabilisierung. Insbesondere der Online-Handel dürfte maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen haben.

Insgesamt erreichten diese Einkaufsstätten im Jahr 2024 einen Umsatz von 2,06 Milliarden Euro. Das Wachstum im Online-Handel dürfte durch die Bequemlichkeit der Kundinnen und Kunden, aber auch durch eine größere Produktauswahl und spezialisierte Bio-Angebote gestärkt worden sein.

Verluste verzeichnete vor allem die Direktvermarktung, während das Lebensmittelhandwerk seine Umsätze stabil halten konnte.

Text: Christine Rampold, AMI


Letzte Aktualisierung 19.02.2025

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