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Im Öko-Obstbau ist die Bekämpfung des Apfelschorfes die zeitaufwändigste Pflanzenschutzmaßnahme. Die Bekämpfung erfordert witterungsabhängig zahlreiche Behandlungen pro Saison. Ohne den Einsatz von Fungiziden kann es bei anfälligen Sorten zum weitestgehenden Verlust der Ernte kommen. Mögliche Folgen: Beeinträchtigung der Fruchtqualität durch vorzeitigen Blattfall, Fruchtdeformationen und Lagerverluste. Der Befall kann sich indirekt auch auf den Ertrag des Folgejahres auswirken, da die Versorgung der Blütenknospen leidet.
Behandlung des Falllaubs mit mikrobiologischen Nährmedien Falllaubbehandlungen mit konzentrierten Bierhefeextrakten bewirken eine starke Reduktion des Ascosporenpotentials im Frühjahr.
Der Pflanzenschutzmittel-Aufwand könnte durch den Einsatz von Hefeextrakten reduziert werden, dies ist ein innovativer Ansatz zur Falllaubbehandlung.
Primärinfektionen im Frühjahr erfolgen fast ausschließlich über Ascosporen, wobei schorfbefallene, überwinternde
Blätter die wichtigste Infektionsquelle darstellen. Für den Öko-Anbau zugelassene Kupferpräparate wirken vergleichsweise gut und sind derzeit nicht zu ersetzen. Vor dem Hintergrund einer zukünftigen Nichtverfügbarkeit von Kupfer (EC Richtlinie 2009/27EG) hat die wissenschaftliche und politische Bedeutung für die Entwicklungen neuer Strategien zur Apfelschorfbekämpfung zugenommen. Ziel dieses Forschungsvorhabens war es, durch Applikationen von mikrobiologischen Nährmedien, potenziellen Antagonisten und/oder fungiziden Pflanzenextrakten eine Entwicklungsstörung der Fruchtkörperbildung im Falllaub zu erreichen.
Sie bewirkten eine starke Reduktion des Ascosporenpotentials. Konzentrierte Hefeextrakte erwiesen sich als besonders effektiv (98 – 100 % Reduktion).
Die mikrobiologische Aktivität auf behandelten Blättern war gegenüber unbehandeltem Laub bis zu dreimal höher, ebenso die Anzahl der Falllaub-Besiedler. Dies führte zu einem verstärkten Abbau der Blätter und einer verbesserten Attraktivität für Regenwürmer: Die Blätter wurden vor den Primärinfektionen im Frühjahr fast vollständig in den Boden gezogen, so dass die Gefahr für Blatt- und Fruchtschorf erheblich reduziert wurde. Die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten könnten daher mittel- bis langfristig zu einer höheren Produktivität des Öko-Obstbaus führen. In der Praxis könnte durch die Anwendung dieser phytosanitären Maßnahme die Aufwandmenge an Fungiziden und die Zahl der Spritzungen sowie das Risiko der Bildung von neuen Schorfrassen verringert werden. Kupferminimierungs- oder -ersatzprodukte könnten durch die deutliche Reduktion des Sporenangebots erfolgreicher eingesetzt werden.
Julius Kühn-Institut, Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau
Schwabenheimer Str. 101
69221 Dossenheim
Dr. Sabine Kind
E-Mail: sabine.kind@julius-kuehn.de
Telefon: +49 (0)6221 86805-40
10/2010 – 12/2013